Ole Lukkoye – Petroglyphs
(Stil: World Music / Space Rock)
Ein neues Album von Ole Lukkoye? Leider nein. Nach einigen Jahren Sendepause ist “Petroglyphs”
vielmehr eine Retrospektive, welche einen chronologischen Streifzug durch die
Geschichte der russischen Formation seit dem 93er Werk “Zapara” unternimmt. So werden
die ganz frühen Jahre, als man noch klassischen Art Rock spielte und sich
stilistisch auf der Suche nach der eigenen Identität befand, zwar nicht
gestreift, doch bekommt man einen recht guten Überblick über den
einzigartigen Klangkosmos der Band aus Sankt Petersburg, die auch in der
Vergangenheit bereits auf dem Burg Herzberg Festival einen sehr nachhaltigen
Eindruck hinterließ. Da einige der frühen Alben von Ole Lukkoye nur
sehr schwerlich bis gar nicht zu bekommen sind, macht dieses Album durchaus
Sinn, da man so einen recht guten Überblick über das Schaffenswerk
der Band um den Multi-Instrumentalisten Boris Bardash erhält. Gerade die
mystische, etwas geheimnisvolle Klangkraft entwickelt auch auf dieser
Zusammenstellung ihre ganze Faszination. Trotzdem offenbart sich auch die
Weiterentwicklung der Band, die früher vermehrt auf elektronische Elemente
und programmierte Rhythmen setzte, später jedoch wesentlich organischer
und weniger steril klang. Gerade die Hinzunahme von Fagott und treibender Rhythmik
mit “echter” Percussion machen die späteren Aufnahmen interessanter und
spannender.
Welche Qualitat in Ole Lukkoye steckt, dokumentiert sich auch daran, dass man u.a. mit der Krautrock-Legende und Faust Musiker Hans Joachim Irmler als Produzenten zusammenarbeitete. Naturlich ware es besser, sich mit der Diskographie von Ole Lukkoye und Alben wie z.B. “Doo-Doo” (1997) oder “Horse-tiger” (2002) auseinanderzusetzen, doch ist “Petroglyphs” sicherlich eine sehr gute Wahl, einen Einstieg in diesen weltmusikalischen Mikrokosmos zu wagen.
Kristian Selm
Progressive Newsletter, Nr.71, April 2011