BetreutesProggen: Dyatly

Ole Lukkøye – Dyatly
(67:01, CD, Trail Records, 2015)

Ende der 90er gehörten Ole Lukkøye zum festen Bestandteil des kultigen Herzberg Festivals, aber auch später überzeugte die Band aus St.Petersburg mit einer Mischung aus World Music, Art Rock, Space Rock und Elektro-Elementen auf diversen Alben, wie z.B. “Doo-Doo-Doo (Or Remedy For A Dwarf)” (1997) oder “Crystal Crow-Bar” (2000). Lange war es recht still um das Musikerensemble aus dem Osten geworden, einzig das letzte Lebenszeichen durch die 2010er Album Kompilation “Petroglyphs” war so etwas wie ein kurzes Aufflackern. Erschien dieses Album bereits bei Trail Records, einem amerikanischen Label spezialisiert auf trippigen Psychedelic/Ethno/SpaceRock, so überrascht es dann auch nicht, dass das völlig unerwartete Comeback-Album “Dyatly” ebenfalls hier veröffentlicht wird.

Das letzte offizielle Studioalbum “Horse-Tiger” erschien bereits 2002, doch knapp 13 Jahre später scheint sich nur sehr wenig im Mikrokosmos der russischen Band geändert zu haben, was möglicherweise auch daran liegt, dass immer noch die beiden Masterminds Boris Bardash und Alexander Frolov a.k.a. Frol mit an Bord sind. Aufgenommen bereits 2013, wurde nahezu zwei Jahre dafür verwendet, am Klangbild und Overdubs die letzten Feinheiten herauszukitzeln. Der Aufwand hat sich gelohnt, denn noch immer sorgt das Fagott von Frol  für einige interessante Sprenkler, schweben treibende Rhythmen durch den Raum und auch der schamanenartige Gesang (auf der CD sehr treffend als Vokalimprovisation tituliert) wirkt der Welt entrückt. Gitarre, Keyboards, Elektrospielereien und diverse Percussionsinstrumente (z.B. Djembe, Darbuka) sind weiterhin schmuckes Beiwerk in lang gezogenen, nicht enden wollenden Trips – außer dem knapp vierminütigen ‘Veni, Vidi, Vici’, ist keiner der anderen vier Songs unter 14(!) Minuten lang.

Die ethnischen Elemente bescheren einen Mix zwischen Orientalik und russischer Folklore, der stets fließende Sound nimmt den Hörer mit auf Reisen in ganz andere, weit entfernte Hemisphären und zieht einem immer tiefer in eine ganz eigene Welt hinein. Dieses ständig vor sich hinwabernde, coole Sound-Konglomerat verfehlt damit keineswegs seine Wirkung: abgehoben “Out-Of-Space” und trotzdem echt gut.

Von Kristian Selm am 13.Mai 2015
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