Ole Lukkoye Petroglyphs
“Petroglyphs” ist meine erste Begegnung mit Ole Lukkoye. Die Scheibe soll die Übersicht über die möglicherweise besten Stücke der Formation bieten. (Laut einem Leser, der alle CD's der Band besitzt ist der Track No.9 das einzig Neue an dieser Zusammenstellung. Auf dem Cover findet man keinerlei Hinweise, dass sich hierbei um keine reguläre Veröffentlichung handelt).
Das Wort Petroglyphen steht für auf alle denkbaren Arten entstandene Felsbilder (dazu s. auch das Coverbild). Es wird also die Geschichte der Leidenschaft von Boris Bardash gezeigt, der als Archäologe die frühe Menschheitsgeschichte mit kurzweiligem Ethnoprog vertont(e).
Als rhythmisches Fundament der Stücke dient ethnisch eingefärbter Progressive Funk. Dazu kommt zwischen rituell und folkig-fröhlich variierender Gesang, der von elektronischen Samples und herkömmlichen Instrumenten (Cellos, Saxophone, Fagott, Sitar, Gitarren) begleitet wird. Ob die meisten Rhythmen von einem Schlagzeuger oder virtuellen Ursprungs sind, lässt sich nur schwer beurteilen. Fest steht, die Grundrhythmen wurden stellenweise um zusätzliche Perkussionsinstrumente erweitert. Die ständig präsente Bassgitarre (in zwei Stücken auch elektrischer Kontrabass) sorgt dafür, dass die Grooves ins Gebein fahren.
In “Zagoralos'” gewinnen die sonst eher behäbigen ethnischen Rhythmen an Tempo, so dass Vergleiche mit einigen Arrangements von Peter Gabriel nicht abwegig erscheinen. (Es gab auf Gabriels Label Realworld Projekte wie z.B. Michael Brook oder Afro Celt Sound System, die auch World Music mit groovenden Rhythmen verbanden). In “Zagoralos” übernimmt zur Abwechslung eine Dame den ethnischen Gesang, der in seiner Intensität die vokalen Darbietungen von Boris Bardash deutlich übertrifft. In “Horse Tiger” (einem Stück aus dem Jahre 2002 – bis auf diese eine Angabe zum Aufnahmejahr sucht man solche bei anderen Stücken vergebens) glaube ich Musik der Ureinwohner Nordamerikas zu hören, die (wie so vieles bei Ole Lukkoye) mit knackigen Rhythmen und Sitarklängen vermischt wird. In “Free Warriors” treffen zwei unwahrscheinliche Komponenten aufeinander: moderne Elektronik und eindeutig nicht minder moderne Klezmermusik.
Musik aus vielen Ecken der Erde diente also als Inspiration. Ein Titel wie “Ankara Karachi” darf als Hinweis verstanden werden, Folkore aus welcher Gegend in dem Falle Pate stand. Ein Stück namens “Melting” geht verstärkt in Richtung Funk-Ethnoprog, den man so ähnlich bei einigen Soloprojekten aus dem King Crimson-Umfeld hörte.
Siggy Zielinski, Babyblaue Prog-Reviews, 04.01.2011